Schiedsrichter-Ball

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Der Schiedsrichter-Ball ist die Spielfortsetzung für alle Unterbrechungen, die keine eigene Spielfortsetzung haben. Dazu gehören beispielsweise Verletzungen, die nicht aus einem Foulspiel resultieren, Fehler des Schiedsrichters und Eingriffe Dritter.

Anwendungsfälle des Schiedsrichter-Balls

Das Spiel ist mit einem Schiedsrichter-Ball fortzusetzen, wenn der Schiedsrichter das Spiel zuvor unterbrochen hatte

  • wegen einer Verletzung; der Schiedsrichter soll das Spiel unterbrechen, wenn seiner Ansicht nach ein Spieler ernsthaft verletzt ist[1]
  • weil ein Defekt an einem Tor aufgetreten ist[2];
  • weil ein Defekt am Ball aufgetreten ist[3] (für Besonderheiten beim Strafstoß siehe dort)
  • weil eine Drittperson oder ein Teamoffizieller das Spielfeld betreten hat;
  • wenn Spieler beider Teams gleichzeitig Vergehen begehen[4]
  • um einen Spieler wegen unsportlichen Betragens zu verwarnen und der Ort des Vergehens außerhalb des Spielfeldes lag;[5]
  • weil es außerhalb des Spielfeldes zu einem Vergehen gekommen ist;[6]
  • wenn der Ball gegen ein auf das Spielfeld ragendes Hindernis (z.B. einen Baum) gekommen ist;
  • aus einem beliebigen Grund, der sich als Irrtum herausstellt (z.B. Torerzielung,[7] Abseits).

Die Spielfortsetzung mit dem Schiedsrichter-Ball ist dabei stets nachrangig, d.h., sie gilt nur, wenn keine andere Spielfortsetzung in Frage kommt. Hat sich z.B. ein Spieler bei einem Foulspiel eines Gegenspielers verletzt, wird das Spiel mit Freistoß fortgesetzt, weil das Spiel nicht wegen der Verletzung, sondern wegen des Foulspiels unterbrochen wurde (es ist aber selbst dann mit Freistoß fortzusetzen, wenn der Schiedsrichter es eigentlich wegen der Verletzung unterbrochen hatte und erst vom Assistenten auf das Foulspiel hingewiesen wurde, denn bis zur Spielfortsetzung kann der Schiedsrichter seine Entscheidung korrigieren).

Anpfeifen?

Darüber, ob ein Schiedsrichter-Ball anzupfeifen ist, bestehen die unterschiedlichsten Auffassungen zwischen "immer" und "nie". Es bestehen regional unterschiedliche Anweisungen; zu dieser Frage sollte daher der jeweilige Lehrwart gefragt werden. Halbwegs konsensfähig sollte gleichwohl Folgendes sein:

Die Regel 5 schreibt den Pfiff für bestimmte Fortsetzungen zwingend vor,[8] andererseits verbietet sie den Pfiff unter keinen Umständen; anzupfeifen kann daher kein Regelverstoß sein. Bei der geringen Zahl von Schiedsrichter-Bällen ist auch ein Abnutzungseffekt des Pfiffs nicht zu befürchten.

Danach muss eine Spielfortsetzung, also auch der Schiedsrichter-Ball, angepfiffen werden, wenn der Schiedsricher in der vorhergehenden Spielunterbrechung eine persönliche Strafe ausgesprochen hat, wenn eine Auswechslung erfolgte, oder wenn das Spiel wegen einer Verletzung unterbrochen wurde. In allen anderen Fällen kann der Pfiff unterbleiben.

Von einigen wird die Notwendigkeit des Pfiffs auch in de vorgenannten Fällen bezweifelt. Die Begründung lautet, dass beim Schiedsrichter-Ball der Schiedsrichter selbst das Spiel fortsetzt, also den Schiedsrichter-Ball ausführt, und es daher keines weiteren Signals bedarf.

Unabhängig davon bietet sich ein Pfiff in allen Fällen an, wenn der Schiedsrichter der Auffassung ist, dass zumindest einige Spieler noch unaufmerksam sind, mit anderen Worten also nicht mitbekommen haben, dass es weitergehen soll.

Ausführung

Der Ort der Ausführung ist beim Schiedsrichter-Ball immer der Ballort und niemals der Ort des Vergehens; im Torraum wird der Ort jedoch auf die nächstgelegene Stelle der Torraumlinie verlegt.

Der Schiedsrichter hält den Ball mit einem beliebigen Arm etwa auf Schulterhöhe in die Luft. Er lässt ihn dann (ggf. nach Pfiff, siehe oben) fallen. Der Ball ist im Spiel und frei, sobald er den Boden berührt.

Es dürfen beliebig viele Spieler um den Schiedsrichter-Ball kämpfen, auch der Torhüter; dieser darf einen Schiedsrichter-Ball im Strafraum auch direkt aufnehmen, sobald er den Boden berührt hat.

Berührt ein Spieler den Ball, bevor er auf den Boden aufkommt, ist der Schiedsrichter-Ball zu wiederholen. Eine persönliche Strafe ist deswegen nicht auszusprechen (unter besonderen Umständen mag aber eine Beurteilung als unsportliches Betragen in Betracht kommen). Ebenfalls wird der Schiedsrichter-Ball wiederholt, wenn er unberührt ins Aus oder ins Tor rollt.

Torerzielung

Aus einem Schiedsrichter-Ball kann direkt kein Tor erzielt werden; dies gilt auch für Eigentore. Wird der Ball direkt ins gegnerische Tor geschossen, ist das Spiel mit Abstoß fortzusetzen, bei einem direkten Eigentor mit Eckstoß.

Als "direkt ins Tor geschossen" zählt dabei, wenn der Spieler den Ball mit der ersten Ballberührung ins Tor schießt.[9] Das bedeutet: Legt der Spieler sich den Ball einmal vor und schießt ihn mit der zweiten Ballberührung ins Tor, zählt der Treffer; es ist nicht erforderlich, dass ein anderer Spieler den Ball berührt. Andererseits zählt der Treffer auch, wenn der Spieler den Ball mit der ersten Berührung aufs Tor schießt und er von einem anderen Spieler berührt wird (z.B. durch Abfälschen oder einen Abwehrversuch des Torwarts), bevor er die Torlinie überschreitet (insoweit wie beim indirekten Freistoß).

Beachte: Die Torerzielung nach Schiedsrichter-Ball wurde erst zur Saison 2012/13 geregelt. Es ist daher mit Regelunkenntnis vom Spielern, Offiziellen und Zuschauern und infolgedessen u.U. mit Reklamationen zu rechnen.

Taktik des Schiedsrichters

In der Praxis wird beim Schiedsrichter-Ball meistens von den Mannschaften das fair play umgesetzt. Dabei wird entweder der Mannschaft, die vorher in Ballbesitz war, der Ball überlassen, indem kein Spieler der gegnerischen Mannschaft um den Schiedsrichter-Ball kämpft, oder es wird umgekehrt gehandhabt und der gegnerische Spieler spielt den Ball dann zurück.

Wird ein Schiedsrichter-Ball hingegen von mehreren Spielern umkämpft, endet dies wegen der Nähe der Spieler und vorhergehenden Spielruhe gern in einem "Hauen und Stechen" mit erhöhter Verletzungsgefahr. Der Schiedsrichter sollte daher erforderlichenfalls versuchen, auf fair play hinzuwirken. Dies kann man tun, indem man z.B. sagt: "Grün war in Ballbesitz, ihr gebt den Ball dann zurück, oder?" Der Schiedsrichter kann aber das fair play nicht erzwingen.

Ob der Schiedsrichter bei einer klaren Verletzung des fair play den Schiedsrichter-Ball so ausführen soll, dass er der benachteiligten Mannschaft etwas hilft, ist umstritten. Dies kann der Schiedsrichter tun, indem er den Ort der Ausführung einige Schritte verlegt, den Körper bei der Ausführung entsprechend dreht und/oder den Ball ein wenig in eine bestimmte Richtung fallen lässt, um der Mannschaft, die fairerweise in Ballbesitz kommen soll, dies einigermaßen unbedrängt zu ermöglichen. Ob dies im Einzelfall sinnvoll ist, hängt von dem Charakter des Schiedsrichters und dem des Spiels und der Mannschaften ab. Der Schiedsrichter kann damit ein Zeichen setzen, dass er unfaires (aber erlaubtes) Verhalten nicht sehen will und so möglicherweise das Spiel beruhigen. Es besteht aber andererseits das Risiko, dass er den Respekt der anderen Mannschaft verliert. Wenn man sich dazu entschließt, etwas nachzuhelfen, sollte es eher zufällig aussehen und keine deutlich sichtbar absichtliche Neutralitätsverletzung sein. Im Zweifel dürfte es besser sein, den Schiedsrichter-Ball völlig neutral auszuführen.

Fußnoten

  1. FIFA-Auslegung zu Regel 5
  2. FIFA-Auslegung zu Regel 1
  3. Regel 2
  4. FIFA-Auslegung zu Regel 5
  5. FIFA-Auslegung zu Regel 11
  6. FIFA-Auslegung zu Regel 12
  7. FIFA-Auslegung zu Regel 10
  8. FIFA-Auslegung zu Regel 5
  9. DFB-Anweisung Nr. 3 zu Regel 8