Schiedsrichter-Ball: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Howard Webb4.JPG|mini|hochkant|Schiedsrichter (Howard Webb) bei der Ausführung eines Schiedsrichterballs]]
 
Der '''Schiedsrichter-Ball''' ist die [[Spielfortsetzung]] für alle [[Spielunterbrechung|Unterbrechungen]], die keine eigene Spielfortsetzung haben. Dazu gehören beispielsweise Verletzungen, die nicht aus einem [[Foulspiel]] resultieren, Fehler des Schiedsrichters und Eingriffe Dritter.
 
Der '''Schiedsrichter-Ball''' ist die [[Spielfortsetzung]] für alle [[Spielunterbrechung|Unterbrechungen]], die keine eigene Spielfortsetzung haben. Dazu gehören beispielsweise Verletzungen, die nicht aus einem [[Foulspiel]] resultieren, Fehler des Schiedsrichters und Eingriffe Dritter.
  
 
==Anwendungsfälle des Schiedsrichter-Balls==
 
==Anwendungsfälle des Schiedsrichter-Balls==
Das Spiel ist mit einem Schiedsrichter-Ball fortzusetzen, wenn der Schiedsrichter das Spiel zuvor unterbrochen hatte
 
* wegen einer [[Verletzung]]; der Schiedsrichter soll das Spiel unterbrechen, wenn seiner Ansicht nach ein Spieler ernsthaft verletzt ist<ref>FIFA-Auslegung zu [[Regel 5]]</ref>
 
* weil ein Defekt an einem [[Regel 1|Tor]] aufgetreten ist<ref>FIFA-Auslegung zu [[Regel 1]]</ref>;
 
* weil ein Defekt am Ball aufgetreten ist<ref>[[Regel 2]]</ref> (für Besonderheiten beim [[Strafstoß]] siehe dort)
 
* weil eine [[Regel 3|Drittperson]] oder ein [[Regel 3|Teamoffizieller]] das Spielfeld betreten hat;
 
* wenn Spieler beider Teams gleichzeitig Vergehen begehen<ref>FIFA-Auslegung zu [[Regel 5]]</ref>
 
* um einen Spieler wegen [[unsportliches Betragen|unsportlichen Betragens]] zu [[Verwarnung|verwarnen]] und der Ort des Vergehens außerhalb des Spielfeldes lag;<ref>FIFA-Auslegung zu [[Regel 11]]</ref>
 
* weil es außerhalb des Spielfeldes zu einem [[Regel 12|Vergehen]] gekommen ist;<ref>FIFA-Auslegung zu [[Regel 12]]</ref>
 
* wenn der Ball gegen ein auf das Spielfeld ragendes Hindernis (z.B. einen Baum) gekommen ist;
 
* aus einem beliebigen Grund, der sich als Irrtum herausstellt (z.B. Torerzielung,<ref>FIFA-Auslegung zu [[Regel 10]]</ref> Abseits).
 
  
Die Spielfortsetzung mit dem Schiedsrichter-Ball ist dabei stets nachrangig, d.h., sie gilt nur, wenn keine andere Spielfortsetzung in Frage kommt. Hat sich z.B. ein Spieler bei einem Foulspiel eines Gegenspielers verletzt, wird das Spiel mit [[Freistoß]] fortgesetzt, weil das Spiel nicht wegen der Verletzung, sondern wegen des Foulspiels unterbrochen wurde (es ist aber selbst dann mit Freistoß fortzusetzen, wenn der Schiedsrichter es eigentlich wegen der Verletzung unterbrochen hatte und erst vom Assistenten auf das Foulspiel hingewiesen wurde, denn bis zur Spielfortsetzung kann der Schiedsrichter seine Entscheidung korrigieren).
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Das Spiel ist mit einem Schiedsrichter-Ball fortzusetzen, wenn der Schiedsrichter das Spiel zuvor unterbrochen hatte,
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* weil ein Defekt an einem [[Regel 1|Tor]] aufgetreten ist<ref>{{Regelheft|ausgabe=2020/2021|seite=10}}</ref> ([[Regel 1]]);
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* weil ein Defekt am Ball aufgetreten ist<ref>{{Regelheft|ausgabe=2020/2021|seite=17}}</ref> ([[Regel 1]], beim [[Strafstoß]] gelten abweichende Regelungen)
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* weil eine Drittperson das Spielfeld betreten hat (siehe [[Regel_3#Spielfortsetzung|unerlaubtes Betreten des Spielfeldes]])<ref>{{Regelheft|ausgabe=2020/2021|seite=23}} (Regel 3), für Strafstöße gemäß {{Regelheft|ausgabe=2020/2021|seite=95}}</ref>
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* wegen einer [[Verletzung]], der kein [[Foulspiel]] vorangegangen war; der Schiedsrichter soll das Spiel unterbrechen, wenn seiner Ansicht nach ein Spieler ernsthaft verletzt ist<ref>{{Regelheft|ausgabe=2020/2021|seite=37}}</ref> ([[Regel 5]]);
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* weil ein Zuschauer von außen die Spieler mit einem Pfiff irritiert hat<ref>{{Regelheft|ausgabe=2020/2021|seite=38}}</ref> ([[Regel 5]]);
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* weil ein Einfluss von außen (beispielsweise durch ein auf das Spielfeld gelaufenen Tier) das Spielgeschehen stört<ref>{{Regelheft|ausgabe=2020/2021|seite=37}}</ref> ([[Regel 5]])
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* weil der Ball gegen ein auf das Spielfeld ragendes Hindernis (z.B. einen Baum) gekommen ist;
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* weil der Schiedsrichter den Ball berührt hat und dadurch das andere Team in Ballbesitz gelangt ist, der Ball direkt ins Tor gegangen ist oder ein aussichtsreicher Angriff ausgelöst wurde, siehe [[Ballberührung des Schiedsrichters]]<ref>{{Regelheft|ausgabe=2020/2021|seite=61}}</ref> ([[Regel 9]]);
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* weil ein Spieler während des laufenden Spiels innerhalb des Spielfelds ein Vergehen nach [[Regel 12]] gegen Drittpersonen begangen hat<ref>{{Regelheft|ausgabe=2020/2021|seite=84}}</ref>;
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* weil der Schiedsrichter das Spiel unterbrochen hat, dann aber feststellt, dass es sich hierbei um einen Irrtum gehandelt hat (z.B. bei der Abseitsbewertung einen Spieler übersehen, [[Videobeweis]], [[Regel 8]])<ref>{{Regelheft|ausgabe=2020/2021|seite=58}}</ref>.
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Die Spielfortsetzung mit dem Schiedsrichter-Ball ist dabei stets nachrangig, d.h., sie gilt nur, wenn keine andere Spielfortsetzung in Frage kommt. Hat sich z.B. ein Spieler bei einem Foulspiel eines Gegenspielers verletzt, wird das Spiel mit [[Freistoß]] fortgesetzt, weil das Spiel nicht wegen der Verletzung, sondern wegen des Foulspiels unterbrochen wurde.
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==Ausführung==
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Zur Saison 2019/2020 wurde die Regelung zum Schiedsrichter-Ball '''vollständig überarbeitet'''  (siehe auch Abschnitt ''[[#Regeländerungen]]''). Seitdem nimmt nur noch genau ein Spieler am Schiedsrichterball teil. Alle anderen außer dieser Spieler stehen '''mindestens vier Meter vom Ort der Ausführung''' entfernt. Hält ein Spieler diesen Mindestabstand nicht ein, wird er {{Verwarnung|verwarnt}}<ref>{{Regelheft|ausgabe=2020/2021|seite=78}}</ref>.
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Der Schiedsrichterball wird von dem Team ausgeführt, das vorher zuletzt den Ball berührt hatte; dieser Ballbesitz wird durch den Schiedsrichterball also quasi „wiederhergestellt“. Die Ausführung findet an dem Ort statt, an dem der Ball zuletzt von einem Spieler, einer Drittperson oder dem Schiedsrichter berührt worden ist.
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Anders gelagert ist es, wenn der '''Ort für die Ausführung im [[Strafraum]]''' liegt: In diesem Fall erhält immer der Torwart den Schiedsrichterball zugesprochen und die Ausführung findet an einem beliebigen Ort im Strafraum statt. Dabei ist es völlig '''unerheblich, welcher Spieler den Ball zuletzt berührt hat'''; der Schiedsrichterball geht in diesem Fall immer an den Torhüter.
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Zur Ausführung hält der [[Schiedsrichter]] den Ball mit einem Arm etwa auf Hüfthöhe in die Luft und lässt ihn dann fallen. Der Ball ist im Spiel und frei, sobald er den Boden berührt.
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Berührt der Spieler den Ball, bevor er auf den Boden aufkommt, ist der Schiedsrichter-Ball zu wiederholen. Eine [[persönliche Strafe]] ist deswegen nicht auszusprechen. Ebenfalls wird der Schiedsrichter-Ball wiederholt, wenn er unberührt ins Aus oder ins Tor rollt.
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==Torerzielung==
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Aus einem Schiedsrichter-Ball kann '''kein [[Regel 10|Tor]]''' erzielt werden; dies gilt auch für Eigentore. Wird der Ball vom ausführenden Spieler ins gegnerische Tor geschossen, ist das Spiel mit [[Abstoß]] fortzusetzen, bei einem Eigentor mit [[Eckstoß]].
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Es ist somit notwendig, dass nach einem Schiedsrichterball '''zwei Spieler''' den Ball berühren, bevor ein Tor oder Eigentor erzielt werden kann.
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Schießt ein Spieler einen Schiedsrichterball direkt auf das Tor und ein gegnerischer Spieler berührt diesen Ball, bevor er ins Tor geht, handelt es sich um ein gültiges Tor. In diesem Fall wird das Tor als Eigentor gewertet.
  
 
==Anpfeifen?==
 
==Anpfeifen?==
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Unabhängig davon bietet sich ein Pfiff in allen Fällen an, wenn der Schiedsrichter der Auffassung ist, dass zumindest einige Spieler noch unaufmerksam sind, mit anderen Worten also nicht mitbekommen haben, dass es weitergehen soll.
 
Unabhängig davon bietet sich ein Pfiff in allen Fällen an, wenn der Schiedsrichter der Auffassung ist, dass zumindest einige Spieler noch unaufmerksam sind, mit anderen Worten also nicht mitbekommen haben, dass es weitergehen soll.
  
==Ausführung==
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== Regeländerungen ==
Der '''Ort der Ausführung''' ist beim Schiedsrichter-Ball ''immer'' der [[Ort der Ausführung|Ballort]] und ''niemals'' der [[Ort der Ausführung|Ort des Vergehens]]; im [[Regel 1|Torraum]] wird der Ort jedoch auf die nächstgelegene Stelle der Torraumlinie verlegt.
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[[Datei:Manuel Schüttengruber, Fußballschiedsrichter (08).jpg|mini|Ausführung eines umkämpften Schiedsrichterballs mit Teilnehmern beider Teams, gültig bis 2018/2019]]
  
Der [[Schiedsrichter]] hält den Ball mit einem beliebigen Arm etwa auf Schulterhöhe in die Luft. Er lässt ihn dann (ggf. nach Pfiff, siehe oben) fallen. Der Ball ist im Spiel und frei, sobald er den Boden berührt.
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Die Regeln zum Schiedsrichterball wurden zuletzt zweimal stark überarbeitet: Zur Saison 2012/2013 (hinsichtlich Torerzielung) sowie zur Saison 2019/2020 (vollständige Änderung der Regelungen).
  
Es dürfen beliebig viele Spieler um den Schiedsrichter-Ball kämpfen, auch der Torhüter; dieser darf einen Schiedsrichter-Ball im Strafraum auch direkt aufnehmen, sobald er den Boden berührt hat.
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=== Änderungen zur Torerzielung 2012/2013 ===
  
Berührt ein Spieler den Ball, bevor er auf den Boden aufkommt, ist der Schiedsrichter-Ball zu wiederholen. Eine [[persönliche Strafe]] ist deswegen nicht auszusprechen (unter besonderen Umständen mag aber eine Beurteilung als [[unsportliches Betragen]] in Betracht kommen). Ebenfalls wird der Schiedsrichter-Ball wiederholt, wenn er unberührt ins Aus oder ins Tor rollt.
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Zur Saison 2012/2013 wurde festgelegt, dass aus einem Schiedsrichterball nicht mehr direkt ein Tor erzielt werden kann. Vor einer Torerzielung (auch Eigentorerzielung) sind seitdem mindestens zwei Ballberührungen notwendig. Diese Regelung ergab sich aus mehreren „versehentlichen“ Torerzielungen mit Fair-Play-Gedanke: Spieler wollten den Ball weit in die gegnerische Hälfte schlagen, um dem Gegner den Ballbesitz zu überlassen (beispielsweise nach einer Verletzungsbehandlung), trafen den Ball aber so, dass er über den gegnerischen Torwart hinweg ins Tor flog.
==Torerzielung==
 
Aus einem Schiedsrichter-Ball kann direkt '''kein [[Regel 10|Tor]]''' erzielt werden; dies gilt auch für Eigentore. Wird der Ball direkt ins gegnerische Tor geschossen, ist das Spiel mit [[Abstoß]] fortzusetzen, bei einem direkten Eigentor mit [[Eckstoß]].
 
 
 
Als "direkt ins Tor geschossen" zählt dabei, wenn der Spieler den Ball mit der '''ersten Ballberührung''' ins Tor schießt.<ref>DFB-Anweisung Nr. 3 zu [[Regel 8]]</ref> Das bedeutet: Legt der Spieler sich den Ball einmal vor und schießt ihn mit der zweiten Ballberührung ins Tor, zählt der Treffer; es ist nicht erforderlich, dass ein anderer Spieler den Ball berührt. Andererseits zählt der Treffer auch, wenn der Spieler den Ball mit der ersten Berührung aufs Tor schießt und er von einem anderen Spieler berührt wird (z.B. durch Abfälschen oder einen Abwehrversuch des Torwarts), bevor er die Torlinie überschreitet (insoweit wie beim [[indirekter Freistoß|indirekten Freistoß]]).
 
 
 
''Beachte:'' Die Torerzielung nach Schiedsrichter-Ball wurde erst zur Saison 2012/13 geregelt. Es ist daher mit Regelunkenntnis vom Spielern, Offiziellen und Zuschauern und infolgedessen u.U. mit [[Reklamieren|Reklamationen]] zu rechnen.
 
  
==Taktik des Schiedsrichters==
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=== Vollständige Änderung 2019/2020 ===
In der Praxis wird beim Schiedsrichter-Ball meistens von den Mannschaften das ''fair play'' umgesetzt. Dabei wird entweder der Mannschaft, die vorher in Ballbesitz war, der Ball überlassen, indem kein Spieler der gegnerischen Mannschaft um den Schiedsrichter-Ball kämpft, oder es wird umgekehrt gehandhabt und der gegnerische Spieler spielt den Ball dann zurück.
 
  
Wird ein Schiedsrichter-Ball hingegen von mehreren Spielern umkämpft, endet dies wegen der Nähe der Spieler und vorhergehenden Spielruhe gern in einem "Hauen und Stechen" mit erhöhter Verletzungsgefahr. Der [[Schiedsrichter]] sollte daher erforderlichenfalls versuchen, auf ''fair play'' hinzuwirken. Dies kann man tun, indem man z.B. sagt: ''"Grün war in Ballbesitz, ihr gebt den Ball dann zurück, oder?"'' Der Schiedsrichter kann aber das ''fair play'' nicht erzwingen.
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Zur Saison 2019/2020 wurde die Regelung zum Schiedsrichter-Ball '''vollständig überarbeitet'''. War der Schiedsrichterball vorher „umkämpft“, nimmt seitdem nur noch genau ein Spieler am Schiedsrichterball teil. Auch der Ort der Ausführung wurde geändert; bis zur Regeländerung wurde der Schiedsrichterball immer dort ausgeführt, wo sich der Ball im Moment der [[Spielunterbrechung]] befand. Dies ist '''nicht mehr gültig'''!
  
Ob der Schiedsrichter bei einer klaren Verletzung des ''fair play'' den Schiedsrichter-Ball so ausführen soll, dass er der benachteiligten Mannschaft etwas hilft, ist umstritten. Dies kann der Schiedsrichter tun, indem er den Ort der Ausführung einige Schritte verlegt, den Körper bei der Ausführung entsprechend dreht und/oder den Ball ein wenig in eine bestimmte Richtung fallen lässt, um der Mannschaft, die fairerweise in Ballbesitz kommen soll, dies einigermaßen unbedrängt zu ermöglichen. Ob dies im Einzelfall sinnvoll ist, hängt von dem Charakter des Schiedsrichters und dem des Spiels und der Mannschaften ab. Der Schiedsrichter kann damit ein Zeichen setzen, dass er unfaires (aber erlaubtes) Verhalten nicht sehen will und so möglicherweise das Spiel beruhigen. Es besteht aber andererseits das Risiko, dass er den Respekt der anderen Mannschaft verliert. Wenn man sich dazu entschließt, etwas nachzuhelfen, sollte es eher zufällig aussehen und keine deutlich sichtbar absichtliche Neutralitätsverletzung sein. Im Zweifel dürfte es besser sein, den Schiedsrichter-Ball völlig neutral auszuführen.
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Eine weitere Änderung lag in der Konkretisierung der Torerzielung: Während seit der Regeländerung im Jahr 2012 zwei Ballkontakte für die Torerzielung notwendig waren, ist es seit 2019 notwendig, dass '''zwei Spieler''' den Ball berühren, bevor ein Tor erzielt werden kann. Dies gilt auch für Eigentore.
  
 
==Fußnoten==
 
==Fußnoten==
 
<references />
 
<references />
[[Kategorie:Stub]]
 
 
[[Kategorie:Spielfortsetzung]]
 
[[Kategorie:Spielfortsetzung]]
 
[[Kategorie:Regel 8]]
 
[[Kategorie:Regel 8]]
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{{geprüft|2020/2021}}

Version vom 14. März 2021, 02:09 Uhr

Schiedsrichter (Howard Webb) bei der Ausführung eines Schiedsrichterballs

Der Schiedsrichter-Ball ist die Spielfortsetzung für alle Unterbrechungen, die keine eigene Spielfortsetzung haben. Dazu gehören beispielsweise Verletzungen, die nicht aus einem Foulspiel resultieren, Fehler des Schiedsrichters und Eingriffe Dritter.

Anwendungsfälle des Schiedsrichter-Balls

Das Spiel ist mit einem Schiedsrichter-Ball fortzusetzen, wenn der Schiedsrichter das Spiel zuvor unterbrochen hatte,

  • weil ein Defekt an einem Tor aufgetreten ist[1] (Regel 1);
  • weil ein Defekt am Ball aufgetreten ist[2] (Regel 1, beim Strafstoß gelten abweichende Regelungen)
  • weil eine Drittperson das Spielfeld betreten hat (siehe unerlaubtes Betreten des Spielfeldes)[3]
  • wegen einer Verletzung, der kein Foulspiel vorangegangen war; der Schiedsrichter soll das Spiel unterbrechen, wenn seiner Ansicht nach ein Spieler ernsthaft verletzt ist[4] (Regel 5);
  • weil ein Zuschauer von außen die Spieler mit einem Pfiff irritiert hat[5] (Regel 5);
  • weil ein Einfluss von außen (beispielsweise durch ein auf das Spielfeld gelaufenen Tier) das Spielgeschehen stört[6] (Regel 5)
  • weil der Ball gegen ein auf das Spielfeld ragendes Hindernis (z.B. einen Baum) gekommen ist;
  • weil der Schiedsrichter den Ball berührt hat und dadurch das andere Team in Ballbesitz gelangt ist, der Ball direkt ins Tor gegangen ist oder ein aussichtsreicher Angriff ausgelöst wurde, siehe Ballberührung des Schiedsrichters[7] (Regel 9);
  • weil ein Spieler während des laufenden Spiels innerhalb des Spielfelds ein Vergehen nach Regel 12 gegen Drittpersonen begangen hat[8];
  • weil der Schiedsrichter das Spiel unterbrochen hat, dann aber feststellt, dass es sich hierbei um einen Irrtum gehandelt hat (z.B. bei der Abseitsbewertung einen Spieler übersehen, Videobeweis, Regel 8)[9].

Die Spielfortsetzung mit dem Schiedsrichter-Ball ist dabei stets nachrangig, d.h., sie gilt nur, wenn keine andere Spielfortsetzung in Frage kommt. Hat sich z.B. ein Spieler bei einem Foulspiel eines Gegenspielers verletzt, wird das Spiel mit Freistoß fortgesetzt, weil das Spiel nicht wegen der Verletzung, sondern wegen des Foulspiels unterbrochen wurde.

Ausführung

Zur Saison 2019/2020 wurde die Regelung zum Schiedsrichter-Ball vollständig überarbeitet (siehe auch Abschnitt #Regeländerungen). Seitdem nimmt nur noch genau ein Spieler am Schiedsrichterball teil. Alle anderen außer dieser Spieler stehen mindestens vier Meter vom Ort der Ausführung entfernt. Hält ein Spieler diesen Mindestabstand nicht ein, wird er Yellow card.svg verwarnt[10].

Der Schiedsrichterball wird von dem Team ausgeführt, das vorher zuletzt den Ball berührt hatte; dieser Ballbesitz wird durch den Schiedsrichterball also quasi „wiederhergestellt“. Die Ausführung findet an dem Ort statt, an dem der Ball zuletzt von einem Spieler, einer Drittperson oder dem Schiedsrichter berührt worden ist.

Anders gelagert ist es, wenn der Ort für die Ausführung im Strafraum liegt: In diesem Fall erhält immer der Torwart den Schiedsrichterball zugesprochen und die Ausführung findet an einem beliebigen Ort im Strafraum statt. Dabei ist es völlig unerheblich, welcher Spieler den Ball zuletzt berührt hat; der Schiedsrichterball geht in diesem Fall immer an den Torhüter.

Zur Ausführung hält der Schiedsrichter den Ball mit einem Arm etwa auf Hüfthöhe in die Luft und lässt ihn dann fallen. Der Ball ist im Spiel und frei, sobald er den Boden berührt.

Berührt der Spieler den Ball, bevor er auf den Boden aufkommt, ist der Schiedsrichter-Ball zu wiederholen. Eine persönliche Strafe ist deswegen nicht auszusprechen. Ebenfalls wird der Schiedsrichter-Ball wiederholt, wenn er unberührt ins Aus oder ins Tor rollt.

Torerzielung

Aus einem Schiedsrichter-Ball kann kein Tor erzielt werden; dies gilt auch für Eigentore. Wird der Ball vom ausführenden Spieler ins gegnerische Tor geschossen, ist das Spiel mit Abstoß fortzusetzen, bei einem Eigentor mit Eckstoß.

Es ist somit notwendig, dass nach einem Schiedsrichterball zwei Spieler den Ball berühren, bevor ein Tor oder Eigentor erzielt werden kann.

Schießt ein Spieler einen Schiedsrichterball direkt auf das Tor und ein gegnerischer Spieler berührt diesen Ball, bevor er ins Tor geht, handelt es sich um ein gültiges Tor. In diesem Fall wird das Tor als Eigentor gewertet.

Anpfeifen?

Darüber, ob ein Schiedsrichter-Ball anzupfeifen ist, bestehen die unterschiedlichsten Auffassungen zwischen "immer" und "nie". Es bestehen regional unterschiedliche Anweisungen; zu dieser Frage sollte daher der jeweilige Lehrwart gefragt werden. Halbwegs konsensfähig sollte gleichwohl Folgendes sein:

Die Regel 5 schreibt den Pfiff für bestimmte Fortsetzungen zwingend vor,[11] andererseits verbietet sie den Pfiff unter keinen Umständen; anzupfeifen kann daher kein Regelverstoß sein. Bei der geringen Zahl von Schiedsrichter-Bällen ist auch ein Abnutzungseffekt des Pfiffs nicht zu befürchten.

Danach muss eine Spielfortsetzung, also auch der Schiedsrichter-Ball, angepfiffen werden, wenn der Schiedsricher in der vorhergehenden Spielunterbrechung eine persönliche Strafe ausgesprochen hat, wenn eine Auswechslung erfolgte, oder wenn das Spiel wegen einer Verletzung unterbrochen wurde. In allen anderen Fällen kann der Pfiff unterbleiben.

Von einigen wird die Notwendigkeit des Pfiffs auch in de vorgenannten Fällen bezweifelt. Die Begründung lautet, dass beim Schiedsrichter-Ball der Schiedsrichter selbst das Spiel fortsetzt, also den Schiedsrichter-Ball ausführt, und es daher keines weiteren Signals bedarf.

Unabhängig davon bietet sich ein Pfiff in allen Fällen an, wenn der Schiedsrichter der Auffassung ist, dass zumindest einige Spieler noch unaufmerksam sind, mit anderen Worten also nicht mitbekommen haben, dass es weitergehen soll.

Regeländerungen

Ausführung eines umkämpften Schiedsrichterballs mit Teilnehmern beider Teams, gültig bis 2018/2019

Die Regeln zum Schiedsrichterball wurden zuletzt zweimal stark überarbeitet: Zur Saison 2012/2013 (hinsichtlich Torerzielung) sowie zur Saison 2019/2020 (vollständige Änderung der Regelungen).

Änderungen zur Torerzielung 2012/2013

Zur Saison 2012/2013 wurde festgelegt, dass aus einem Schiedsrichterball nicht mehr direkt ein Tor erzielt werden kann. Vor einer Torerzielung (auch Eigentorerzielung) sind seitdem mindestens zwei Ballberührungen notwendig. Diese Regelung ergab sich aus mehreren „versehentlichen“ Torerzielungen mit Fair-Play-Gedanke: Spieler wollten den Ball weit in die gegnerische Hälfte schlagen, um dem Gegner den Ballbesitz zu überlassen (beispielsweise nach einer Verletzungsbehandlung), trafen den Ball aber so, dass er über den gegnerischen Torwart hinweg ins Tor flog.

Vollständige Änderung 2019/2020

Zur Saison 2019/2020 wurde die Regelung zum Schiedsrichter-Ball vollständig überarbeitet. War der Schiedsrichterball vorher „umkämpft“, nimmt seitdem nur noch genau ein Spieler am Schiedsrichterball teil. Auch der Ort der Ausführung wurde geändert; bis zur Regeländerung wurde der Schiedsrichterball immer dort ausgeführt, wo sich der Ball im Moment der Spielunterbrechung befand. Dies ist nicht mehr gültig!

Eine weitere Änderung lag in der Konkretisierung der Torerzielung: Während seit der Regeländerung im Jahr 2012 zwei Ballkontakte für die Torerzielung notwendig waren, ist es seit 2019 notwendig, dass zwei Spieler den Ball berühren, bevor ein Tor erzielt werden kann. Dies gilt auch für Eigentore.

Fußnoten

  1. DFB Fußball-Regeln, Ausgabe 2020/2021, Seite 10
  2. DFB Fußball-Regeln, Ausgabe 2020/2021, Seite 17
  3. DFB Fußball-Regeln, Ausgabe 2020/2021, Seite 23 (Regel 3), für Strafstöße gemäß DFB Fußball-Regeln, Ausgabe 2020/2021, Seite 95
  4. DFB Fußball-Regeln, Ausgabe 2020/2021, Seite 37
  5. DFB Fußball-Regeln, Ausgabe 2020/2021, Seite 38
  6. DFB Fußball-Regeln, Ausgabe 2020/2021, Seite 37
  7. DFB Fußball-Regeln, Ausgabe 2020/2021, Seite 61
  8. DFB Fußball-Regeln, Ausgabe 2020/2021, Seite 84
  9. DFB Fußball-Regeln, Ausgabe 2020/2021, Seite 58
  10. DFB Fußball-Regeln, Ausgabe 2020/2021, Seite 78
  11. FIFA-Auslegung zu Regel 5
Dieser Artikel wurde inhaltlich geprüft. Die Inhalte entsprechen den Regeln zum Stand der Saison 2020/2021. Da noch keine Überprüfung für die laufende Saison erfolgt ist, besteht die Möglichkeit, dass der Artikel in einzelnen Passagen nicht mehr den aktuellen Regeln oder Auslegungen entspricht!